Gewinner des Hessischen Film- und Kinopreises 2023

Bei der Verleihung des 34. Hessischen Film- und Kinopreises wurden am 20. Oktober 2023 in der Alten Oper Frankfurt die Preise in der Kategorie Hochschulabschlussfilm an Emiliano Proietti (Hochschule RheinMain) für "Work in Transition", in der Kategorie Spielfilm an Prof. Bettina Blümner (Hochschule Darmstadt) für "Vamos A La Playa" und der Newcomerpreis an Behrooz Karamizade...

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Bei der Verleihung des 34. Hessischen Film- und Kinopreises wurden am 20. Oktober 2023 in der Alten Oper Frankfurt die Preise in der Kategorie Hochschulabschlussfilm an Emiliano Proietti (Hochschule RheinMain) für "Work in Transition", in der Kategorie Spielfilm an Prof. Bettina Blümner (Hochschule Darmstadt) für "Vamos A La Playa" und der Newcomerpreis an Behrooz Karamizade (Alumnus Kunsthochschule Kassel) vergeben.

Der Preis für den besten Kurzfilm erhielt Mario Pfeifer für "Zelle 5 - Eine Rekonstruktion", als bester Dokumentarfilm wurde "Einzeltäter Teil 3: Hanau" von Julian Vogel ausgezeichnet. Der Preis in der Kategorie Drehbuch wurde an Oliver Hardt für "Jumoke" vergeben.

Schauspielerin Alexandra Maria Lara erhielt den Ehrenpreis des Ministerpräsidenten; Kino-Hauptpreisträger sind das Mal seh’n-Kino in Frankfurt, der Filmladen Kassel und das Traumstern Kino in Lich. Weitere neun nicht gewerbliche und neun gewerbliche Kinos wurden ausgezeichnet, zwei weitere erhielten Anerkennungen. Dem Dokumentarfilm "Das Kino sind wir" von Livia Theuer verlieh die Jury einen Sonderpreis.

Den Schauspieler*innenpreis des Hessischen Rundfunks erhielten Petra Schmidt-Schaller in der Kategorie Hauptrolle und Brigitte Hobmeier in der Kategorie Nebenrolle. An "Was man von hier aus sehen kann" vergab der Hessische Rundfunk einen Ensemblepreis.


© kunst.hessen.de


Den mit 7500 Euro dotierten Newcomerpreis erhielt Behrooz Karamizade, Alumnus der Kunsthochschule Kassel:

„Behrooz Karamizade ist 1978 geboren und entspricht damit vielleicht nicht dem Bild eines typischen Newcomers. Aber es geht bei dem Preis nicht unbedingt um junge Menschen, sondern um solche, die gerade ankommen in der Hessischen Film- und Medienbranche. Es geht um Innovation, Potenzial und Talent. All das verkörpert Behrooz Karamizade, der gerade seinen ersten Langfilm „Leere Netze“ vorgelegt hat. Diese Auszeichnung soll ihn dabei unterstützen, Fuß zu fassen und sichtbar zu werden“, begründet Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn ihre Entscheidung.

Preisträger "Newcomerpreis" Behrooz Karamizade mit Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn und Laudator Thomas Mauch (Foto: Robert Schittko)

Die Nominierten für den mit 7000 Euro dotierten Preis in der Kategorie Hochschulabschlussfilm waren:

Ausgezeichnet wurde "Work in Transition" von Emiliano Proietti (Hochschule RheinMain) mit folgender Jurybegründung:

"Der Filmemacher setzt selbstbewusst und sensibel zugleich seinen Blick auf ein wichtiges Thema unserer Zeit: Wie möchten wir in Zukunft leben? Was bedeutet Arbeit im Privaten und für die Gesellschaft? Die Erzählweise drängt sich dabei nie auf und schafft es, über eine kluge Auswahl an persönlichen Geschichten – unter anderem seine eigenen – etwas Größeres zu erfassen. Mit ungewöhnlichen Intervieweinstellungen und dem Blick fürs Detail bringt der Filmemacher die Zuschauerinnen und Zuschauer zum Schmunzeln und zum Nachdenken."

Preisträger "Bester Hochschulabschlussfilm" Emiliano Proietti mit Geschäftsführerin der Hessen Film & Medien Anna Schoeppe (Foto: Robert Schittko)

Für den mit 18000 Euro dotierten Preis für den besten Spielfilm waren nominiert:

Ausgezeichnet wurde "Vamos A La Playa" von Prof. Bettina Blümner (Hochschule Darmstadt) mit folgender Jurybegründung:

"Die Filmemacherin Bettina Blümner, bekannt durch "Prinzessinnenbad", entwirft in ihrem Spielfilm "Vamos A La Playa" erneut ein vielschichtiges Generationenporträt. Anhand einer Gruppe Twenty-Somethings (Leonard Scheicher, Victoria Schulz, Maya Unger) erzählt sie von der Suche nach einem verschollenen Freund auf Kuba. Der Film zeigt vignettenhaft, wie die unterschiedlichen Protagonistinnen und Protagonisten mit den transkulturellen Kontakten umgehen, und verdeutlich immer wieder auf kritische Weise, wie sich deren eurozentrische Perspektive in dem lateinamerikanischen Land auswirkt. Dabei mischt der Film narrative und semidokumentarische Momente, illustriert das Geschehen mit subjektiven Videoblogszenen und bietet keine eindeutigen Antworten auf komplexe interkulturelle Fragen."

Preisträgerin "Bester Spielfilm" Prof. Bettina Blümner (Foto: Robert Schittko)

Für den mit 7000 Euro dotierten Preis für den besten Kurzfilm waren nominiert:

Ausgezeichnet wurde "Zelle 5 - Eine Rekonstruktion" von Mario Pfeifer mit folgender Jurybegründung:

",Zelle 5' erzählt eine erschütternde Abfolge von Ereignissen, die die Zuschauerinnen und Zuschauer tief in die Umstände eines Todesfalls in den Räumen einer Polizeistation hineinzieht. Durch die Anwendung einer forensischen Rekonstruktion nimmt ZELLE 5 das Publikum gekonnt mit auf Spurensuche innerhalb dieser alptraumhaften Geschehnisse, Moment für Moment. ,Zelle 5' nimmt eine unvoreingenommene Haltung ein und präsentiert die Ereignisse ohne moralische Vorurteile. Dieser Ansatz ermöglicht es, dass der Nachhall des Schocks weit über die unmittelbare Handlung hinausgeht und Aufmerksamkeit auf das Gespenst des strukturellen Rassismus wirft, der seine Wurzeln tief in der Gesellschaft hat."

Für den mit 7000 Euro dotierten Preis für das beste Drehbuch waren nominiert:

Ausgezeichnet wurde "Jumoke" von Oliver Hardt mit folgender Jurybegründung:

"Eine Stadt – zwei Welten. Hier der deutsche Banker Eddy, da die geflüchtete Nigerianerin Jumoke, die zur Prostitution gezwungen wird. Aus einer zufälligen Begegnung entwickelt sich eine Art Liebesbeziehung – mit offenem Ende. Was im ersten Moment wie eine altbekannte Geschichte klingt, wird im Drehbuch ,Jumoke' so überzeugend, genau und spannend erzählt, dass einen das überraschende Ende zugleich emotional erschüttert und gedanklich inspiriert. Regional verortet, aber mit globaler Dimension erzählt der Autor diese sehr besondere Liebesgeschichte zweier Einzelgänger."

Für den mit 18000 Euro dotierten Preis für den besten Dokumentarfilm waren nominiert:

Ausgezeichnet wurde "Einzeltäter Teil 3: Hanau" von Julian Vogel mit folgender Jurybegründung:

"Julian Vogel zeigt in seinem Film das Leben der Opfer und Hinterbliebenen des rechtsextremistischen Terroranschlags von 2020 in der Hanauer Neustadt. Er zeigt, ohne zu kommentieren, lässt die Betroffenen sprechen, zeigt ihre Anstrengung, trotz allem weiterzumachen. Julian Vogel zeigt Stillstand, wortwörtlich. Er lässt Wut und Verzweiflung spüren. Die Bilder sind quälend, weil sie das Leben auf Pause erlebbar machen. Vogel gibt den Opfern und Hinterbliebenen Raum und Zeit, lässt teilhaben an der Trauer um den Sohn, den Bruder, aber auch an den schönen Erinnerungen an den besten Freund. Und er offenbart auch die eigene Hilflosigkeit des Filmemachers gegenüber Schmerz, Wut und Verzweiflung. Sie verschwinden nicht einfach, sie bleiben -– für immer."


Das Nominierungsgeld in den Kategorien Kurzfilm, Hochschulabschlussfilm und Drehbuch beträgt jeweils 1000 Euro; in den Kategorien Spielfilm und Dokumentarfilm jeweils 4000 Euro.

Alle Informationen gibt es auf der Webseite.